An einem eindrücklichen Vortrag erläuterte Frau Prof. Dr. Luzia Sutter Rehmann die Umstände bei der Entstehung des Markusevangeliums

Peter Vogelsanger, peter.vogelsanger@ref-sh.ch

Der Evangelist "Markus" (ob er wirklich so geheissen hat, wissen wir nicht) verfasste sein Evangelium etwa im Jahr 70. Von 66 bis 74 tobte der jüdisch-römische Krieg. Dieser umfasste eine anfangs erfolgreiche Gegenwehr des judäischen Widerstands, dann aber die massive und äusserst brutale Gegenreaktion der mittlerweile sechs römischen Legionen und die totale Zerstörung von Jerusalem. Dabei gingen die römischen Soldaten mit äusserster Brutalität vor: Die Dörfer und Städte wurden gebrandschatzt. Männer, Frauen und Kinder misshandelt, niedergestochen und zu Tausenden gekreuzigt. Die Synagogen und der Tempel wurden keineswegs verschont. Zur totalen Demütigung liess der Kaiser Münzen drucken, auf welchen "IUDAEA" als gebrochene Figur angebunden an einer Palme dargestellt wird. Diese "iudaea capta-Münzen" wurden noch bis 20 Jahre nach Kriegsende gedruckt und in Umlauf gebracht.

Als Markus von den Taten, Heilungen und der Botschaft von Jesus erzählte, lagen alle Schauplätze in Schutt und Asche: Kapernaum, Magdala, Gerasa, Tyros, Jericho und Jerusalem. Mit seinem Evangelium ruft Markus die hoffnungsvollen Begegnungen und Worte Jesu wieder in Erinnerung. An der Erzählung von der Heilung der Tochter der syrophönizischen Mutter zeigt Sutter Rehmann, wie Gott in der Person von Jesus Christus die alten Feindeslinien überwindet und Heil und Heilung ermöglicht.

Als Kernthese von Sutter Rehmann habe ich mit notiert: Jesu Leiden ist nur im Zusammenhang mit dem Leiden jüdischen Volkes nach dem Jahr 70 zu verstehen.

Peter Vogelsanger

Wege des Friedens