Gedankensplitter – „Brannte uns nicht das Herz, als er mit uns redete …?“

Wir kennen das Symbol des Herzens für die Liebe oder eben das zerbrochene Herz für die Traurigkeit. Wer schon mal einen Verlust erleben musste, weiss, wie viele Gefühle in dieser Zeit das Herz bestimmen: Trauer, Enttäuschung, Wut, Angst, Fassungslosigkeit. Nur wage können wir uns vorstellen, wie sich die Menschen in Jerusalem gefühlt haben mussten, Jesus am Kreuz gescheitert zu glauben.

So hörten zwar auch die beiden Emmaus-Jünger von den Frauen, dass das Grab leer sein soll, doch in ihren Herzen war kein Platz für Hoffnung, Optimismus oder Rückbesinnung auf die Worte Jesu zu seinen Lebzeiten. Sie verliessen Jerusalem fassungslos und traurig. Auf dem Weg nach Emmaus begegnete ihnen der scheinbar Fremde, der angeblich nicht wusste, was sich in Jerusalem ereignet haben soll. Ein wunderbares Beispiel, welches Jesus gibt, wie es sich in der Begleitung von Trauernden zu verhalten gilt. Er tröstet nicht über die Gefühle der beiden hinweg, so nach dem Motto: „Ach übrigens, da bin ich wieder, ist doch nicht schlimm, ihr habt ja gar kein Grund mehr betroffen zu sein…“ Nein, er nimmt sie ernst in ihren Gefühlen und fragt nach: „Was hat sich denn ereignet?“ Er will von ihnen hören, wie es ihnen in der Situation geht, wie sie das Ganze für sich durchlebt haben. Im Grunde fragt er: „Wie geht es dir?“

Und nachdem er mit ihnen das Brot brach, erkannten sie ihn und stellten im Nachgang fest: „Brannte uns nicht das Herz, als er mit uns sprach?“

Was bewirkte Jesus demnach bei den beiden Jüngern? Ihnen brannte das zuvor noch gefühlt kalte und traurige Herz. Da geschieht eine Form von Auferstehung. Es wandelt sich Trauer in Freude, starre Kälte in verzehrendes Feuer. Dort ereignet sich das Lebendig werden Jesu und seiner Lehre, bis in unsere heutige Zeit hinein. Auch wir können einander in diesem Sinne Wegbegleiter*innen sein. Und auch, wenn wir es mit unseren Augen nicht sehen können, sollten wir mit unserem Herzen immer wieder auf unseren Wegen nachspüren, um die Begegnung mit Jesus wahrnehmen und mit Überzeugung sagen zu können: „Brannte uns nicht das Herz, als…“

Diana Schneider, Theologin

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Quelle: Pixabay