Gedankensplitter – Ferien im Reich Gottes

Liebe Leserinnen und Leser, während ich diese Zeilen schreibe, steht bei mir zu Hause der Koffer bereit und wartet darauf, für die Ferien gepackt zu werden. Ich lege jeweils zum Voraus bereit, was ich gerne mitnehmen möchte. Anfangs ist es noch ein „Biigeli“, nach ein paar Tagen aber türmt sich das „Biigeli“ bedenklich…

Dabei kommt mir das Bibelwort in den Sinn, das Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern sagt, als er sie aussendet um das Evangelium zu verkünden: „Nehmt keine Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!“ (Lk 10,4)

Also wenn ich die Schuhe ansehe, die ich schon bereitgelegt habe …
Nein, es geht ja nicht darum, nichts – also kein Material – in die Ferien mitzunehmen. Aber die Worte Jesu können doch inspirieren, gerade auch in Hinblick auf die Auszeit der Ferien. Denn das soll es ja sein: Eine Auszeit. Eine Zeit aufzutanken, Gemeinschaft zu pflegen, dem Alltagstrott zu entfliehen, neue „Luft“ zu schnuppern.

„Nehmt nichts mit!“ Jesus schickt seine Gefährten los, ohne nichts. Dabei spricht er in erster Linie Materielles an. Ist es aber vielleicht auch eine Aufforderung Eigenes zurückzulassen und offen und ohne Vorurteile loszuziehen? Auch die Anweisung Gast zu sein bedeutet, annehmen und empfangen zu können und nicht Gastgeberin oder Hausherr im eigenen Reich zu sein. Beides sind beste Voraussetzungen für eine Begegnung auf Augenhöhe.

Was hat das jetzt aber mit Koffer packen und Ferien zu tun? Ferien und ein Tapetenwechsel sind gute Gelegenheiten, um wieder einmal auf „Augenhöhe“ mit dem eigenen Leben zu kommen und mit den Menschen, die täglich um uns herum sind. Zudem hilft es uns, wieder einmal Gast zu werden und nicht die zu sein, die zum Voraus alles wissen und alles bestimmen wollen.

Wir dürfen unseren Koffer packen und das mit Vorfreude! In den Koffer kommen aber nicht unsere Sorgen und Ängste, unser Stress und Druck, unser Meinen es gehe nicht ohne uns und auch nicht all die wirklichen und vermeintlichen Verpflichtungen. Auch der Gedanke, was nach den Ferien sein wird, lassen wir zu Hause. Denn Gott ist nicht auf unsere Anwesenheit angewiesen, um da zu sein. Er ist jetzt da und auch morgen. Wie sein Name es sagt: „Ich-bin-da“.

Wenn es mir möglich wird, so zu verreisen, kann ich vielleicht auch in mir drin wieder einmal verreisen. Mein Leben und all seine Verpflichtungen aus etwas Abstand betrachten. Möglicherweise fällt mir dabei auf, welches „Übergepäck“ ich mit mir herumschleppe. Übergepäck, das Zeit, Energie und Lebensfreude raubt.

Und vielleicht macht mich die innere Reise wieder etwas zuversichtlicher und mutiger. Bringt mich zum Philosophieren und dazu, das Wesentliche im Leben wieder besser herauszuspüren. Und – wer weiss, vielleicht bringt es mich Gott und den Menschen wieder näher? Ja, vielleicht könnten wir so sagen: Ich habe Ferien im Reich Gottes verbracht und bringe es nun zu euch!

So. Nun mache ich mich aber wieder ans Packen und wünsche Ihnen eine erholsame und aufbauende Sommerpause. Bhüet Sie Gott!

Bernadette Peterer, Pfarreiseelsorgerin

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Quelle: Pixabay