Die Hoffnungsvollen hat er mit guten Begegnungen erfüllt.
«Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben» (Lk 1, 53) ist ein Teil des Magnificat der Muttergottes und zitiert den bekannten Vers aus Psalm 107,9. In letzter Zeit ging er mir oft wie ein Lieblingslied im Radio durch den Kopf, besonders bei der Vesper und in den Monaten August (Mariä Himmelfahrt) und September (Mariä Geburt). Dieser Vers wurde zu meiner Inspiration, als ich über unsere kürzliche Reise nach Rom nachdachte. Ende Juli an reiste ich mit einigen Jugendlichen aus verschiedenen Schweizer Pfarreien nach Rom, um das Heilige Jahr gemeinsam mit dem Rest der Welt zu feiern. Eine Reise nach Rom übt insbesondere auf Jugendliche eine ganz besondere Faszination aus, da sie dort auch andere Jugendliche aus aller Welt treffen können. Das sah man in ihren Augen und darüber hinaus auch an ihren Fragen, ihren Bewegungen, ihren Stimmen und ihrer Bereitschaft, zu folgen und zu lernen. Unter dem Motto «Pilger der Hoffnung» begann unsere Reise am Bahnhof Schaffhausen mit einer Gruppe, die ich zum Grossteil zum ersten Mal traf.
Glücklicherweise kannte ich Rom bereits, da ich dort studiert hatte und oft Freunde besuchte. Es waren die freundlichen und hoffnungsvollen Augen unserer jüngeren Gefährten, die meine Begeisterung neu entfachten – selbst, wenn sie beim Gebet im Warteraum des Bahnhofs geschlossen waren. Diese Erfahrung wiederholte sich, als wir uns in Zürich dem Rest der Schweizer Gruppe anschlossen. In den freundlichen Gesprächen, dem Austausch von Wissen und dem gemeinsamen Lachen, das uns begleitete, war der Wunsch, die Welt kennenzulernen, den Glauben an Gott zu vertiefen und Neues zu entdecken, deutlich zu spüren.
In Rom empfingen uns unerbittliche Sommerhitze, Touristenmassen und der Trubel der antiken Stadt. Wir waren müde und hungrig, fanden aber unseren Weg zur Fiera di Roma am Stadtrand von Rom. Unser Wunsch, die Welt kennenzulernen, wurde erfüllt, als wir Jugendliche aus aller Welt sahen, die sangen, tanzten und sich laut unterhielten. Unsere Neugier wurde durch das unbequeme Schlafen in den Hallen mit unseren Schlafsäcken sowie das Warten auf die Duschen in provisorischen Badezimmern noch gesteigert. Dennoch verlor keiner meiner Begleiter während dieser zwei Tage das Lächeln und die Gelassenheit. Wir hielten immer Ausschau nach der grossen Schweizer Fahne, um zu wissen, wann und wohin wir uns bewegten. Sie führte uns am 1. August auch zum Vatikan, wo wir die Feier zum Schweizer Nationalfeiertag in der Petersbasilika miterlebten.
Unser Hauptziel war Tor Vergata, wo sich über eine Million Jugendliche zu einer Nachtwache mit Papst Leo XIV. und am nächsten Tag zur Eucharistiefeier versammelten. Als «Pilger der Hoffnung» machten wir uns auf den Weg zur letzten U-Bahn-Station vor der autofreien Zone. Die Temperatur stieg. Also suchten wir zunächst eine Zuflucht, um etwas zu essen und uns auszuruhen, bevor wir die 4 km lange Strecke mit anderen Pilgern zu Fuss zurücklegten. Wir fanden Unterschlupf in einer der nahegelegenen Pfarreien, deren Pfarrer und einige Gemeindemitglieder uns sehr freundlich aufnahmen. Wir wurden mit guten Speisen versorgt, hatten Zeit zum Ausruhen, konnten unsere Handys aufladen und mit dem Pfarrer eine kleine Andacht halten.
In Tor Vergata trafen wir auf andere Gruppen aus der Schweiz, richteten uns ein und bereiteten uns auf die Vigil vor. Kurz darauf traf der Papst ein und leitete das Gebet. Wir nahmen aus unseren Schlafsäcken und Zelten daran teil und verfolgten es auf den umliegenden riesigen Bildschirmen. Um Mitternacht weckte uns ein Nieselregen, der jedoch fast sofort wieder aufhörte. Gott erhörte unser stilles Gebet und schenkte uns ein farbenfrohes und vom Heiligen Geist erfülltes Fest der Hoffnung.
Wir wurden beauftragt, diese Hoffnung auf Gutes zu teilen: nicht nur mit der Jugend in Bezug auf die Zukunft der Kirche, sondern auch mit Menschen, die ihre Hoffnung verloren haben – und mit der Welt, die sie dringend braucht.
Anthony Okafor, Vikar